Schlafförderung für Menschen mit Demenz – Praxisprojekt zeigt erste Erfolge
Mehr lesenNürnberg – Egal, ob basteln, kochen oder musizieren – Hauptsache „Gemeinsam aktiv“: So heißt das Forschungsprojekt mit Fokus auf Schlafförderung bei Menschen mit Demenz, welches im Rummelsberger Stift St. Lorenz unter Begleitung der Evangelischen Hochschule Nürnberg umgesetzt wird. Das Projekt wurde am Freitag, 26. April, im Rahmen der Fachtagung "Nicht vergessen! Gemeinsam sorgen für Menschen mit Demenz" vorgestellt.
Hintergrund des Projekts: Laut Studien zeigt etwa die Hälfte aller Menschen mit Demenz einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Eine personen-zentrierte Pflege kann positive Effekte auf den Prozess der Erkrankung und die Gefühle von Senior*innen mit Demenz haben. Denn insbesondere in den Abendstunden haben Betroffene unter anderem mit Unruhezuständen, negativen Emotionen oder unbefriedigten Bedürfnissen zu kämpfen.
Zusätzliches Betreuungsangebot geschaffen
„Mit der Förderung der Dieter-und-Edith-Seidel-Stiftung konnte eine halbe Stelle geschaffen werden“, erklärt Einrichtungsleiterin Sabine Ramsauer. So wurde ein zusätzliches Betreuungsangebot am Nachmittag und Abend eingeführt. Die Senior*innen können durch die Anwesenheit von zwei Betreuungskräften im Wohnbereich gemeinsamen Aktivitäten nachgehen. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sprechen für sich. Die Mitarbeiter*innen können individueller auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen eingehen. Diese wirken ausgeglichener und finden leichter in den Schlaf.
Die Stiftung fördert das Forschungsprojekt mit einem Betrag von 26.600 Euro pro Jahr für eine Dauer von zwei Jahren „Wir freuen uns natürlich, dass wir Projekte dieser Art unterstützen können“, sagt Diakon Martin Neukamm, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Der Einrichtung selbst wäre dies nicht möglich gewesen. Die Stiftung wurde vom Ehepaar Seidel im Jahr 2005 ins Leben gerufen. Nach dem Tod von Edith Seidel 2015 kam das Vermögen der kinderlosen Familie der Stiftung zugute.
Der Rummelsberger Stift St. Lorenz in Nürnberg ist Teil der Rummelsberger Dienste für Menschen im Alter (RDA). Die RDA ist eine gemeinnützige Gesellschaft mbH und gehört zur Rummelsberger Diakonie e.V. In ganz Bayern verlassen sich mehr als 3.000 Senior*innen und deren Angehörige auf die ambulanten, teilstationären und stationären Angebote der Rummelsberger Dienste. Zu den Dienstleistungen der rund 1.500 Mitarbeiter*innen gehören auch die würdevolle Begleitung für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung sowie Palliative Care und Hospizarbeit.
Über 40 Fachkräfte und Ehrenamtliche informieren sich in Rummelsberg zum Thema Palliative Versorgung
Mehr lesenSchwarzenbruck – Was gehört alles zur Palliativen Versorgung? Wer hat ab wann einen Anspruch auf die Betreuung? Und wie kann ich einem Menschen am Ende seines Wegs auf Augenhöhe begegnen? Diesen Fragen widmeten sich über 40 Fachkräfte und Ehrenamtliche aus verschiedenen Einrichtungen aus ganz Bayern. Einmal im Jahr lädt die Fachstelle für Hospizarbeit Rummelsberg mit der Diakonischen Akademie zum Fachtag Palliative Care ein.
In der palliativen Versorgung geht es nicht mehr darum, dem*der Betroffenen zu helfen. Es gehe vielmehr darum, den Betroffenen das zu geben, was ihnen Erleichterung verschafft. Dazu gehören Medikamente gegen Schmerzen, aber auch kleine Gesten. Das Lieblingsessen, die optimale Schlafposition oder die richtige Musik können am Ende Trost spenden.
„Im Köfferchen haben wir nur Fragen, keine Antworten“
Doch auch Angst und Hilflosigkeit gehören zum letzten Weg, weiß Martin Alsheimer. Er ist Experte für Palliative Versorgung und Leiter der Hospiz Akademie der GGSD Nürnberg. „Sie werden die Trauer und Verzweiflung nicht auflösen können“, sagt er. Manchmal ist Trauer der einzige Trost, der am Ende bleibt.
Wer einen sterbenden Menschen begleitet, müsse keine Antworten liefern. Es gebe keine Lösung, keine Heilung. Stattdessen stecke in den richtigen Fragen die Kraft, sagt Alsheimer. Er ermutigt Pflegekräfte und Betreuer*innen dem Betroffenen Fragen zu stellen, um Hinweise darauf zu bekommen, wie ihm oder ihr die Situation etwas angenehmer gemacht werden kann. In welcher Situation sind die Ängste und Sorgen am größten? Was hat dem*der Betroffenen früher Kraft und Halt gegeben? Welches Szenario wäre schlimm für die Betroffenen? Über die Antworten komme man dem, womit man dem Betroffenen dienen kann, Stück für Stück näher.
Doch manchmal bleibt den Betroffenen nichts als Verzweiflung. Das geht den Betreuenden oftmals sehr nah. Zum einen sagt Alsheimer: „Ihre Hilflosigkeit ist die Anerkennung für das Leid des Anderen.“ Alleine die Akzeptanz des Leids helfe vielen Betroffenen.
Keine überhöhten Helfer-Erwartungen
Besonders belastend können diese Situationen im hektischen Alltag einer Klinik oder Pflegeeinrichtung sein. Er vergleicht die Situation der Betreuenden mit einem stürmischen, regnerischen Tag. „Ich trage einen Regenmantel und bin nicht durchnässt, aber ich kann die Kälte und den prasselnden Regen trotzdem spüren“. Das zehrt an den Kräften.
Kraftschenkende Sätze und kleine Rituale helfen Pflegefachkräften dabei, wieder Abstand von den Schicksalen der Patient*innen zu gewinnen. Zum Beispiel ein kleiner Stein in der Hosentasche, der für all die Emotionen am Arbeitsplatz steht. Wird er am Ende des Arbeitstages abgelegt, bleiben auch die Gefühle dort. Ein wichtiger Tipp des Experten: „Behalten Sie sich immer selbst im Blick“, sagt Alsheimer eindrücklich in die Runde.
Karrar Al Hasani darf vorerst bleiben - Petition zeigte Wirkung
Mehr lesenNürnberg – Die Erleichterung ist groß: Der Pflegefachhelfer Karrar Al Hasani ist seit Mittwoch, 24. April 2024, zurück bei der Arbeit. Selbstverständlich ist das nicht. Dem 30-Jährigen, der im Altenheim Hermann-Bezzel-Haus in Nürnberg tätig ist, droht weiterhin die Abschiebung in den Irak.
Mitte April wurde er von der Polizei aus seiner Wohnung geholt, einige Tage befand sich Herr Al Hasani in Abschiebehaft. Erst Anfang des Monats hatte der junge Mann erfahren, dass seine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis entzogen wurde. Die Ausländerbehörde argumentierte: Der Beruf des Pflegefachhelfers sei kein Mangelberuf. Stattdessen forderte das Amt, dass sich Karrar Al Hasani zur Pflegefachkraft weiterbilden lässt. Außer Acht gelassen wurde die attestierte Sehbehinderung des 30-Jährigen. Die Erkrankung schränkt Al Hasani zu sehr beim Lernen ein – die Ausbildung ist ihm nicht möglich.
Am Sonntag wurde der Pflegefachhelfer schließlich aus der Haft entlassen. Eine von seinen Kolleg*innen ins Leben gerufene Petition und die Intervention von Beteiligten aus der Politik gegen die Abschiebung haben Wirkung gezeigt. Mehrere tausend Unterstützer*innen unterzeichneten. In einem Schreiben teilte die Ausländerbehörde dem Pflegefachhelfer zu Wochenbeginn mit, dass die Duldung wieder gilt und er arbeiten darf.
„Wir alle sind sehr erleichtert und froh, dass er wieder da ist. Die Arbeit, der Kontakt mit den Bewohner*innen und Kolleg*innen tut ihm sichtlich gut“, sagt Christine Wagner, Leiterin des Altenheims. Richtig aufatmen kann Karrar Al Hasani allerdings noch nicht. Seine Duldung ist bis Ende Juli befristet, der Status des 30-Jährigen ist damit weiterhin ungeklärt. Eine Anwältin hat sich dem Fall angenommen, erst die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wie es weitergeht.
Das Hermann-Bezzel-Haus in Nürnberg ist Teil der Rummelsberger Dienste für Menschen im Alter (RDA). Die RDA ist eine gemeinnützige Gesellschaft mbH und gehört zur Rummelsberger Diakonie e.V. In ganz Bayern verlassen sich mehr als 3.000 Senior*innen und deren Angehörige auf die ambulanten, teilstationären und stationären Angebote der Rummelsberger Dienste. Zu den Dienstleistungen der rund 1.500 Mitarbeiter*innen gehören auch die würdevolle Begleitung für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung sowie Palliative Care und Hospizarbeit.
„Menschen an Ihrer Seite." Unter diesem Motto unterstützen die Mitarbeitenden der Rummelsberger Diakonie Senior*innen und deren Angehörige in ganz Bayern. Ob Altenheim, Tagespflege oder Hilfe zu Hause – auch Ihnen bietet die Rummelsberger Diakonie die Unterstützung, die Sie wünschen.
Eine würdevolle Begleitung der Menschen am Lebensende – darauf legt die Rummelsberger Diakonie als christlicher Träger besonderen Wert. Deshalb gehören Angebote für Menschen mit Demenz sowie Palliative Care und Hospizarbeit zu den Schwerpunkten der Rummelsberger Altenhilfe.